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Am EU-Plan zur Gewährleistung der Ernährungssicherheit beteiligt
23.03.2022
Weizen kostet derzeit auf dem Weltmarkt fast doppelt so viel wie noch zu Jahresbeginn. Bei Mais ist es nicht viel besser. Das schlägt sich auch auf Futterpreise nieder, belastet die Bauern und letztlich auch die Konsumentinnen und Konsumenten, vor allem auch deshalb, weil die Energie und Dünger derzeit extrem teuer sind. Am gestrigen Dienstag tauschten sich Südtirols EU-Parlamentarier Herbert Dorfmann als Agrarausschuss-Koordinator der Europäischen Volkspartei und seine Kollegen des Ausschusses mit dem ukrainischen Landwirtschaftsminister Roman Leshchenko online aus. Sie informierten sich über die aktuelle Lage der Landwirtschaft in der Ukraine. Am heutigen Mittwoch wurde im Europäischen Parlament angesichts des Krieges ein dringender EU-Aktionsplan zur Gewährleistung der Ernährungssicherheit innerhalb und außerhalb der Europäischen Union vorgestellt.
 
„Wir verfolgen mit diesem Aktionsplan ein klares Ziel, wir müssen die europäischen Bauern dabei unterstützen, so viele Lebensmittel wie möglich anzubauen“, sagt Herbert Dorfmann. Dazu wir kurzfristig ein Unterstützungspaket von 500 Mio. Euro bereitgestellt. Dies kann aber, so Herbert Dorfmann, nur ein erster Schritt sein. Es könnte deutlich mehr Geld brauchen, um eine Preisspirale bei Lebensmitteln aufzuhalten. Denn selbst wenn der Krieg morgen zu Ende ginge, werden die Auswirkungen auf die diesjährige Ernte spürbar sein, da die Aussaat in der Ukraine heuer stark beeinträchtigt sein wird, erklärt Dorfmann. Die Folgen für die weltweite Lebensmittelversorgung sind noch nicht vollkommen absehbar. Das gilt vor allem für jene Länder, die seit jeher einen großen Teil ihres Getreides in der Ukraine gekauft haben, vor allem Länder Nordafrikas wie Ägypten oder Algerien. Zudem kommt die Hälfte des Weizens, der im Rahmen des Welternährungsprogramms verteilt wird, aus der Ukraine. „Vergessen wir nicht, dass der ‚Arabische Frühling‘ vor zwölf Jahren durch einen Anstieg der Preise für Grundnahrungsmittel ausgelöst wurde.“
 
Die Ukraine exportiert vor allem Getreide und Öl. Mit fast der Hälfte des weltweit produzierten Sonnenblumenöls ist die Ukraine der weltweit größte Produzent und außerdem ein großer Lieferant von gentechnikfreier Soja. Die EU importiert aus der Ukraine zudem viel Hühnerfleisch und Eier. Aus Russland kommt ein Fünftel des weltweiten Weizens und ebenfalls jeder fünfte Anteil an Sonnenblumenöl. Nicht nur aus der Ukraine, auch aus Russland kommt derzeit kein Weizen mehr. Die Häfen im Schwarzen Meer, wo dieser Weizen zum größten Teil verschifft wurde, sind derzeit nicht zugänglich. Deshalb muss alles unternommen werden, damit die Bauern in der Ukraine in diesem Jahr zumindest teilweise produzieren können. Sonst wird diesen auch die Lebensgrundlage genommen
 
Herbert Dorfmann hat in seiner Rede im Plenum des EU-Parlaments einen Aktionsplan zur Lebensmittelsicherheit in Europa und in der Welt gefordert. Es muss Produkt für Produkt kontrolliert wird, wo es zu Engpässen kommen kann und welche alternativen Lieferanten es gibt. „Wir eruieren, wo wir als EU-Reserven haben und welche Länder produzieren können“, sagt Herbert Dorfmann. Heuer müssten alle Flächen in Europa für die Produktion von Lebensmitteln genutzt werden. Da dürfe nichts stillgelegt werden. Denn zum ersten Mal seit vielen Jahren sei die Frage der Versorgungssicherheit mit Lebensmitteln wieder auf dem Tisch. „Wir haben bei manchen Debatten in den vergangenen Jahren vergessen, dass es die ureigenste Aufgabe der Landwirtschaft ist, Lebensmittel für die Menschen zu produzieren.“
 
 Zwei Jahre Pandemie und der derzeitige Krieg seien eine deutliche Mahnung, dass ökologische Nachhaltigkeit und Produktivität in der Landwirtschaft verbunden werden müssen. „Nachhaltigkeit ist notwendig, aber muss mit dem unantastbaren Ziel der Ernährungssouveränität in Einklang gebracht werden“, erklärt der EU-Parlamentarier. Unter anderem wird im heute vorgestellten Maßnahmenkatalog bekräftigt, dass die strategische Autonomie Europas im Bereich der Lebens- und Futtermittel sowie im Agrarsektor insgesamt gestärkt werden muss. „Für mich ist klar: Für die Dauer dieser ausgesprochenen Sondersituation müssen alle Rechtsvorschriften, die direkt oder eventuell Senkungen des Produktionsniveaus bei Lebensmitteln bedeuten, aufgeschoben werden“, unterstreicht Herbert Dorfmann. Außerdem sei es wichtig, das Problem der Lebensmittelverschwendung in der EU auf allen Stufen der Lieferkette noch schneller anzugehen. Auch dadurch könne der Druck auf die Lebensmittelversorgung in Europa verringert werden, sagt Herbert Dorfmann.