Html.Raw(tbTexte.getText(171,1))
SVP macht sich über „schlaue Stadt“ schlau
29.03.2018
Der Begriff „Smart City“ (schlaue Stadt) ist in aller Munde und wird auch in Meran als großes Ziel ausgegeben. Die SVP unterstützt diesen Weg und setzt auf Innovation. Sie ist deshalb auf Einladung von Landesrat Richard Theiner nach St. Gallen gefahren, um sich konkrete Beispiele für schlaue Lösungen anzuschauen. Alle wollen „smart“ sein – Meran eine „Smart City“, Südtirol eine „Smart Region“. Dabei ist eigentlich nicht ganz klar, was überhaupt schon möglich ist und was das dann konkret für die Menschen bringt. „Es gibt unzählige Firmen, die helfen wollen, dass alles „smart“ wird, doch nicht selten handelt es sich dann um Luftschlösser oder ferne Zukunftsmusik. Vieles klingt gut, ist aber noch nicht erprobt, beziehungsweise wurde noch nie gut funktionierend umgesetzt“, berichtet Landesrat Richard Theiner aus seinen Erfahrungen. Aus diesem Grund ist er gemeinsam mit einer Delegation der Meraner SVP nach St. Gallen gefahren, um sich dort von den Erfahrungen berichten zu lassen. Mit dabei waren Bezirksobmann Zeno Christanell, die Stadträte Gabi Strohmer und Stefan Frötscher sowie Renate König, Klaus Götsch und Hans-Werner Wickertsheim. „St. Gallen arbeitet schon seit Jahren daran, eine „schlaue Stadt“ zu werden. Vor allem hat man sich dort die Frage gestellt, wie nützt das den Menschen und was ist wirklich umsetzbar“, erklärt Zeno Christanell die Wahl des Ziels. Im Hauptort der Ostschweiz standen dann zahlreiche Experten Rede und Antwort. Die Burggräfler Delegation wurde unter anderem vom Stadtpräsidenten Thomas Scheitlin und von Stadtrat Peter Jans empfangen. Es gab einen breiten Austausch mit Marco Letta, dem Unternehmensleiter der St. Galler Stadtwerke, sowie seinen Mitarbeitern Marco Huwiler (Bereichsleiter für Innovation) und Franz Osterkorn (Abteilungsleiter Netzwerkdienste). Diese führten die Umetzungsstrategien vor Augen. Die zentrale Aussage: Eine „Smart City“ braucht ein „Nervensystem“. Das Glaserfasernetz und das Smart Net (LoRaWAN) bilden die technische Grundvoraussetzung für alle weiteren Maßnahmen. Deshalb haben die Stadtwerke, legitimiert durch einen Volksentscheid, knapp 40.000 Glasfasersteckdosen installiert und damit fast alle Haushalte mit schnellem Internet versorgt. Der „Chief Digital Officer“ von St. Gallen, Christian Geiger, berichtete dann ausführlich über die „Digitale Strategie der Stadt“. Dabei lieferte er eine mögliche Definition: „Das Handlungsfeld „Smarte Stadt“ umfasst alle Themengebiete, welche mittels Digitalisierung, Technologie und Mensch effizienter und effektiver zusammenarbeiten lässt. Es beinhaltet demnach Infrastrukturen, Prozesse und Organisationsformen gleichermaßen.“ Es geht also um das schlaue Zusammenspiel zwischen den aktuellen und zukünftige technischen Möglichkeiten und der dadurch verbesserten Lebensqualität für den Menschen. Wie sich das konkret auswirkt, zeigte die St. Galler Stadtpolizei auf. Sie erprobt nämlich seit zwei Jahren ein intelligentes Parkmanagement-System. Unter dem Titel „Smart Parking – Fakten, Vorteile, Nachteile“ berichtete der Projektleiter Rolf Isenring über den aktuellen Stand. „St. Gallen hat im Zentrum nur wenige Parkzonen, trotzdem verursachen diese einen massiven Such- und Individualverkehr, der unnötigen Feinstaub und Lärm produziert, aber auch zu Staus führt und Einsatzfahrzeuge behindert. Wir gehen davon aus, dass durch ein optimiertes Parksystem mit digitaler Vernetzung und entsprechenden Anwendungsformen, wie Apps, dieser Verkehr um mindestens 30% reduziert werden kann.“ Das hätte eine deutliche Verbesserung der Lebensqualität der Bürger zur Folge, ist man sich in St. Gallen sicher. Die Crux bei der Sache sei aber, dass es entgegen allen Werbeversprechen bis heute kein einziges System gibt, welches ein einwandfreies Funktionieren solcher schlauen Parkplätze garantiert. „Wir erproben derzeit vier verschiedene Systeme, leider gibt es keines, das die Erwartungen einwandfrei erfüllt. Vor allem durch die Schneeräumung ergeben sich konkrete Probleme“, bestätigte auch Walter Schweitzer von der St. Galler Stadtpolizei. In Zusammenarbeit mit der Uni St. Gallen und der Technischen Fachschule werde aber gemeinsam mit den Anbietern an den notwendigen Verbesserungen gearbeitet. „Die größeren Schweitzer Städte, aber auch Metropolen im Ausland, die ähnliche Bedingungen vorfinden, wie zum Beispiel München, beobachten genau, was bei uns gemacht wird“, unterstreicht Schweitzer die St. Galler Pionierarbeit. „Dieser Erfahrungsaustausch ist für uns sehr wichtig, weil es natürlich auf dem Markt alles Mögliche gibt und es immer heißt, das funktioniere sicher. Aber es ist eben ein Unterschied, ob neue Technologien in Labors oder im sonnigen Florida ausprobiert werden – oder dann den Härtetest unter den wahren Gegebenheiten in der Schweiz oder in Südtirol bestehen“, konkretisieren die Meraner Stadträte Gabi Strohmer und Stefan Frötscher. Bevor man große Investition tätige, muss das klar sein. Schon sehr gut funktioniere dagegen in St. Gallen die Abfallbewirtschaftung. Alle versenkten öffentlichen Großtonnen sind mit Sensoren ausgestattet. So werden nur jene entleert, die wirklich voll sind. Das hat den Vorteil, dass zum einen weniger Verkehr, Abgase und Lärm erzeugt werden, zum anderen aber auch nie eine Tonne übervoll ist. Zudem können die Personal- und Zeitressourcen besser genutzt werden. Das heißt, die Bürger profitieren mehrfach: weniger Belastung und höhere Effizienz mit geringeren Kosten. Die SVP möchte jedenfalls den Austausch mit der Stadt St. Gallen intensivieren und die gemachten Erfahrungen nützen. Zudem wurde unter dem Vorsitz von Stadtkomitee-Obmann Andreas Zanier eine eigene Arbeitsgruppe eingesetzt, die das ganze Thema weiterverfolgen wird. Natürlich soll auch eine bestmögliche Vernetzung mit den bisherigen Konzepten und Schritten der Stadtverwaltung erfolgen. „Wir müssen aber wissen, wie viel „smart“ derzeit wirklich konkret möglich ist, um konkret „schlau“ werden zu können“, fassen Christanell, Strohmer und Frötscher die Erkenntnisse des Austausches zusammen.